Richtig handeln von Anfang an
Wundreinigung
Egal ob bei akuten oder bei chronischen Wunden: Eine sorgfältige Wundreinigung ist das A & O, um Infektionen vorzubeugen und die Wundheilung von Anfang an zu unterstützen. Doch die Wundreinigung wird häufig mit der Wunddesinfektion gleichgesetzt. Dabei handelt es sich aber um unterschiedliche Massnahmen. Erfahren Sie hier mehr zum Thema und lesen Sie, wann eine Wunde desinfiziert werden muss.
Wunde reinigen: Der erste Schritt zur Heilung
Die Entfernung von Schmutzpartikeln und Mikroorganismen hat bei der Wundversorgung oberste Priorität. Denn auf diese Weise lassen sich nicht nur Infektionen vorbeugen, es wird auch ein ideales Wundmilieu für die Heilungsprozesse geschaffen. Falls eine Wunde blutet, hat dies schon einen gewissen Selbstreinigungseffekt. Doch zusätzlich empfehlen Experten im Rahmen der aktuellen S1-Leitlinie „Wunden und Wundbehandlung“, eine Wund- und Umgebungsreinigung zur primären Wundversorgung vorzunehmen.1
Mittel zur Wundreinigung
Doch womit lässt sich die Wunde säubern? Folgende Optionen stehen zur Verfügung:
- Wundreinigung mit lauwarmen Leitungswasser: Hier sollte man beachten, dass das verwendete Wasser Trinkwasserqualität haben und keimfrei sein sollte. So lautet die Empfehlung des Robert Koch Instituts: „Wenn Wasser zur Wundreinigung genutzt wird, muss es dem Standard entsprechen, dem Arzneimittel und Medizinprodukte zur Anwendung an der Wunde genügen müssen.“2 Offiziell wird also bei der Verwendung von Leitungswasser zur Wundreinigung zu Vorsicht geraten – da hierzulande das Wasser aus dem Hahn in der Regel sehr keimarm ist, ist die Wundreinigung mit Leitungswasser eine Notfall-Option für kleinere, oberflächliche Wunden.
- Physiologische (auch „isotone“) Kochsalzlösung (NaCl 0,9%) oder Ringerlösung (enthält NaCl und weitere Elektrolyte): Dabei handelt es sich um nicht-konservierte Spülungen ohne Konservierungsstoffe. Sie sind nur sehr kurz haltbar (nach Anbruch maximal 24 Stunden)
- Sterile Präparate zur Wundreinigung aus der Apotheke auf Tensid-Basis (z. B. Lösungen, Sprays): Sie ermöglichen nicht nur eine gezielte und effektive Entfernung von Schmutzpartikeln aus der Wunde, sondern können durch geeignete Zusatzstoffe mitunter auch die Wundheilung gezielt anregen.
Kleinere Fremdkörper (z. B. Kieselsteine) lassen sich meist mit einer sterilen Pinzette entfernen. Bei grösseren Fremdkörpern sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Wunde desinfizieren: Wann ist das sinnvoll?
Bei der Wunddesinfektion handelt es sich um eine antiseptische Behandlung zur Abtötung von Keimen in der Wunde (kontaminierte Wunde). Lokale Antiseptika, die hier zur Verfügung stehen, sind zum Beispiel Octenidin, Polyhexanid oder Chlorhexidin. Auch Providon-Jod sowie Alkohole kommen mitunter zur Wunddesinfektion zum Einsatz, wobei Alkohol auf der Wunde meist brennt und auch einen gewissen austrocknenden Effekt hat.
Entsprechende Mittel wirken schnell und bekämpfen eingedrungene Keime effektiv.
Die antiseptische Behandlung wird in folgenden Fällen empfohlen:
- Bei Wunden mit hohem Infektionsrisiko (z. B. Bisswunden)
- Bei Anzeichen einer Wundinfektion (z. B. Rötung, Überwärmung, Schwellung, Schmerzen, Juckreiz, Fieber, unangenehmer Geruch der Wunde)
In diesen Fällen ist auch der Arzt aufzusuchen. Hier können Sie auch klären, ob Ihre Tetanus-Impfung ggf. aufgefrischt werden muss.
Wichtig zu wissen: Bei der normal üblichen, geringen mikrobiellen Belastung einer Wunde ist eine Wundreinigung in der Regel ausreichend und eine Wunddesinfektion nicht erforderlich.
Weitere Hinweise: Manche Antiseptika können zu Hautirritationen führen. Auch Wundheilungsstörungen sind aufgrund einer gewissen toxischen Wirkung auf Hautzellen möglich.3 Jod (braune Eigenfarbe) kann Kleidung verschmutzen und birgt ein gewisses Allergie-Risiko.4 Blut und Eiter können die Wirkung von Jod beeinträchtigen. Bei Schilddrüsenerkrankungen sollte Providon-Jod nicht angewendet werden. Lassen Sie sich zum Thema Wunddesinfektion von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten.