In der Schweiz leiden über 400.000 Menschen an Osteoporose. Die Dunkelziffer ist unbekannt. Denn das Heimtückische an dieser Erkrankung ist, dass der Knochenschwund schleichend fortschreitet und Betroffene oft erst spät bemerken, dass etwas nicht stimmt. Das ist meist der Fall, wenn starke Schmerzen oder der erste Knochenbruch auftreten – bis dahin können zehn oder mehr Jahre vergehen.
Osteoporose: Definition
Im Volksmund wird die Osteoporose auch als „Knochenschwund“ bezeichnet – das macht deutlich, was passiert: Knochensubstanz geht verloren. Genauer gesagt handelt es sich bei Osteoporose (wörtlich übersetzt: „poröser Knochen“) aber um eine chronische Skeletterkrankung, die durch einen krankhaft vermehrten Abbau von Knochengewebe gekennzeichnet ist. Dabei kommt es nicht nur zu einer verminderten Knochenmasse, sondern auch zu Veränderungen im Feinaufbau des Knochengewebes.
Im Krankheitsverlauf werden die Knochen zunehmend porös und verlieren ihre Festigkeit und Stabilität, sodass es schon bei gewöhnlichen Belastungen oder leichten Stürzen zu Frakturen kommen kann. Das Problem ist, dass die Erkrankung lange Zeit ohne erkennbare Symptome verläuft, sodass sie häufig erst spät – meist nach dem ersten Knochenbruch − erkannt wird.
Die meisten Patienten leiden unter einer primären Osteoporose, die ohne erkennbaren Grund entsteht. Sind Grunderkrankungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion oder bestimmte Darmerkrankungen die Ursache, liegt eine sekundäre Osteoporose vor, die allerdings deutlich seltener ist.
Wenn es infolge der Osteoporose bereits zu einem Knochenbruch gekommen ist, sprechen Ärzte auch von einer „manifesten“ Osteoporose. Der Fachbegriff „Osteopenie“ bezeichnet eine Vorstufe der Osteoporose, bei der bereits eine erniedrigte Knochendichte vorliegt.
Volkskrankheit
Osteoporose
Eine der häufigsten Erkrankungen weltweit
In der Schweiz sind mehr als 400.000 Menschen betroffen
Osteoporose ist eine chronische Skeletterkrankung, die langsam fortschreitet
Formen:
Primäre Osteoporose: → Genaue Ursachen sind nicht bekannt → Wichtige Risikofaktoren: Alter, weibliches Geschlecht, Calcium- und Vitamin D-Mangel, zu wenig Bewegung, Rauchen
Sekundäre Osteoporose: → Wird infolge von Grunderkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Cushing-Syndrom) und deren Behandlung (mit)verursacht.
Kennzeichen:
Die Knochenmasse nimmt ab
Die Knochenarchitektur verändert sich
Die Knochen werden porös und brechen leicht
Was passiert im Knochen?
Auch wenn es zunächst nicht so scheint, sind unsere Knochen alles andere als ein starres Gebilde. Tatsächlich sind sie ständigen Auf- und Abbauprozessen unterworfen, an denen verschiedenen Zellen im Knochen beteiligt sind.
Osteoklasten: Zellen, die Knochensubstanz abbauen.
Osteoblasten: Zellen, die neue Knochensubstanz bilden.
Ab einem bestimmten Alter (wenn die maximale Knochendichte erreicht ist) überwiegen die Abbauprozesse im Knochen, das ist normal. Bei Osteoporose kommt es allerdings zu einem vermehrten Abbau von Knochensubstanz, sodass die Knochendichte abnimmt und auch der Feinaufbau der Knochen leidet. Dadurch wird die Struktur des Knochens immer löchriger und poröser. Die Folge ist, dass die Knochen instabil werden und schon bei leichten Belastungen brechen können.
Skeletterkrankungen
Medizinische Fachbegriffe
Osteoporose = Knochenschwund (Knochenabbau ist krankhaft gesteigert)
Osteopenie = Vorstufe zur Osteoporose, die durch eine verminderte Knochendichte gekennzeichnet ist
Osteomalazie = Knochenerweichung bei Erwachsenen, meist infolge von Vitamin-D- oder Calcium-Mangel
Rachitis = Knochenerweichung bei Säuglingen und Kleinkindern
Osteoporose: Alter & Hormone
Die genauen Ursachen der primären Osteoporose sind bis heute noch nicht bekannt. Klar ist allerdings, dass bestimmte Risikofaktoren den Abbau von Knochengewebe begünstigen. Dabei spielen das Alter und die Hormone eine wichtige Rolle. Besonders häufig tritt die Erkrankung bei Frauen in den Wechseljahren auf (postmenopausale Osteoporose), weil die Produktion der für den Aufbau von Knochenmasse wichtigen Östrogene sinkt. Da bei Männern die Testosteronspiegel im Alterungsprozess langsamer abfallen, tritt die Erkrankung bei ihnen etwas später auf.
Osteoporose – eine heimtückische Erkrankung
Da Osteoporose über viele Jahre hinweg ohne Symptome verlaufen kann, wird die Erkrankung leider oftmals erst spät erkannt. Dabei zählt Osteoporose zu den weltweit häufigsten Erkrankungen. Mehr als 40 Prozent der Frauen über 50 Jahre erleiden einen durch Osteoporose bedingten Knochenbruch, bei den Männern sind es 13 Prozent.
Umso wichtiger ist es, sich der Gefahr bewusst zu sein und frühzeitig die nötigen Massnahmen zur Vorbeugung zu ergreifen. Dazu gehören neben regelmässiger Bewegung vor allem eine gute Versorgung mit Calcium und Vitamin D. Insbesondere Menschen, bei denen bestimmte Risikofaktoren vorliegen, sollten alle Möglichkeiten nutzen, um dem Knochenabbau aktiv entgegenzuwirken.
Gut zu wissen:
Studien zufolge werden mehr als 75 Prozent der Betroffenen nicht rechtzeitig und richtig behandelt.
Tipps bei Osteoporose
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Auf eine gute Calciumversorgung achten
Calcium ist ein lebenswichtiger Mineralstoff und ein zentraler Baustein unserer Knochen. Bei Osteoporose ist eine gute Calcium-Versorgung ein wesentlicher Bestandteil der Basistherapie. Gute Calciumquellen sind vor allem Milch, Käse und Joghurt. Aber auch grünes Gemüse, Kräuter und calciumreiche Mineralwässer können zur Versorgung beitragen. Was viele nicht wissen: Jeder zweite Deutsche nimmt zu wenig Calcium auf1. Insofern sollten gerade Osteoporose-Patienten auf eine ausreichende Zufuhr achten. Die Osteoporose-Leitlinien2 empfehlen eine tägliche Gesamtaufnahme von 1000 Milligramm. Wer das nicht über die Ernährung schafft, kann auf entsprechende Präparate aus der Apotheke zurückgreifen.
1 Nationale Verzehrsstudie II (2008). Herausgeber. Max Rubner-Institut. Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel. 2 DVO-Leitlinie 2017 zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und Männern.
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Vitamin D – das Knochenvitamin
Vitamin D fördert die Aufnahme von Calcium aus dem Magen-Darm-Trakt und unterstützt die Knochenhärtung. Es ist nur in wenigen Lebensmitteln in relevanten Mengen enthalten, sodass die Nahrung nur rund 10 Prozent des Bedarfs abdecken kann. Eine viel wichtige Rolle spielt daher die körpereigene Bildung des Vitamins in der Haut. Die kann allerdings nur ablaufen, wenn ausreichend Sonnenlicht auf die Haut einwirkt. Experten empfehlen daher, Gesicht und Arme täglich für mindestens 30 Minuten von der Sonne „küssen“ zu lassen. Da das in unseren Breitengraden nicht immer möglich ist, wird speziell für Osteoporose-Patienten eine Zufuhr von 800 bis 1.000 I.E. (Internationale Einheiten) über entsprechende Präparate aus der Apotheke empfohlen.1
1 DVO-Leitlinie 2017 zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und Männern.
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Regelmässige Bewegung
Ein angepasstes Bewegungsprogramm ist ein wichtiger Bestandteil der Osteoporose-Therapie. Denn durch mechanische Reize wird der Knochenstoffwechsel angeregt – auf diese Weise wird der Knochen gekräftigt und widerstandsfähiger. Gefragt sind dabei vor allem Zug- und Druckbelastungen und ein Wechsel zwischen Be- und Entlastung. Ein spezielles Krafttraining kann das leisten und wirkt sich zusätzlich auch positiv auf die Muskulatur und die Körperhaltung aus. Das sind wichtige Faktoren, um die Gefahr von Stürzen und damit auch von Knochenbrüchen zu verringern.
Entscheidend ist dabei, dass das Bewegungsprogramm auf den individuellen Trainingszustand zugeschnitten ist und von einem qualifizierten Trainer angeleitet wird.
Im Verlauf der Erkrankung werden die Knochen zunehmen porös und können schon bei einfachen Stürzen brechen. Umso wichtiger ist eine wirksame Sturzprävention – und die beginnt in den eigenen vier Wänden. Beseitigen Sie Stolperfallen wie rutschige Teppiche oder Telefonkabel im Flur. Auch unpassendes Schuhwerk und schlecht sitzende Kleidung (z. B. zu lange Hosen) können Stürze begünstigen. Darüber hinaus spielt auch eine gute Innenbeleuchtung eine wichtige Rolle. Zusätzlich sollten Sie Ihre Koordinationsfähigkeit und Ihr Gleichgewichtsgefühl trainieren – das geht zum Beispiel im Rahmen von Osteoporose-Gymnastik-Kursen, die ein solches Funktionstraining beinhalten.
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Information und Austausch
Informieren Sie sich über das Krankheitsbild und die Behandlung. Bei Osteoporose können Sie selbst viel dafür tun, um dem Knochenschwund entgegenzuwirken. Neben einer ausgewogenen Ernährung und regelmässiger Bewegung können Sie Risikofaktoren wie zum Beispiel das Rauchen oder übermässigen Alkoholkonsum vermeiden. Viele Osteoporose-Patienten empfinden den Austausch mit anderen Betroffenen als sehr bereichernd, daher wird auch von Experten die Teilnahme an qualifizierten Selbsthilfe-Angeboten empfohlen.
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