Provokationsfaktoren
Neurodermitis-Schub: Auslöser
Die falsche Seife, zu langes Baden, Wolle, Pollen oder einfach „nur“ Stress – es gibt zahlreiche Faktoren, die die empfindliche Haut bei Neurodermitis reizen und einen akuten Krankheitsschub auslösen oder verschlimmern können. Erfahren Sie hier, welche Sie kennen sollten.
Die möglichen Auslöser sind vielfältig
Die Haut von Neurodermitis-Patienten neigt zu Überempfindlichkeitsreaktionen. Alles, was die Haut reizt, kann einen erneuten Krankheitsschub auslösen oder bestehende Symptome verschlimmern. Ärzte sprechen in diesem Zusammenhang von sogenannten Provokationsfaktoren. Diese sind äusserst vielfältig: So können verschiedenste äussere und innere Einflüsse wie zum Beispiel alkalische Seifen, Allergene, mechanische Reizungen durch Kratzen oder auch die aktuelle Emotionslage als Auslöser wirken.
Welche Provokationsfaktoren für den Krankheitsverlauf von Bedeutung sind, ist individuell sehr unterschiedlich.
Häufige Auslöser akuter Neurodermitis-Schübe
Mechanische Hautreizungen
Für viele Neurodermitis-Geplagte ist der oft quälende Juckreiz das Schlimmste. Doch wer dem Impuls nachgibt und kratzt, macht alles nur noch schlimmer. Denn durch das Kratzen wird die Haut zusätzlich gereizt und beschädigt – die Folge: Die Entzündung wird befeuert und der Juckreiz verstärkt sich. So kann sich ein schlimmer Teufelskreis aus Jucken und Kratzen entwickeln.
Den gleichen Effekt können mechanische Hautreizungen durch enganliegende Kleidung, reizende Wollmaterialien oder scheuernde Nähte haben.
Falsche Hauthygiene
Ein wesentliches Merkmal der Neurodermitis ist die ausgeprägte Hauttrockenheit. Sie führt zu Juckreiz und Brennen und kann sogar Entzündungen auslösen. Ausgiebiges Baden oder Duschen trocknet die Haut zusätzlich aus und belastet die ohnehin schon gestörte Hautbarriere. Ein weiteres Problem: Alkalische Seifen oder Inhaltsstoffe aus Kosmetika können die Haut reizen und so akute Krankheitsschübe hervorrufen. Umso wichtiger ist eine sorgfältige Auswahl geeigneter Pflegeprodukte.
Auch Wasch-, Putz- oder Desinfektionsmittel können als Provokationsfaktoren wirken.
Allergene: Pollen, Tierhaare & Co.
Bei vielen Neurodermitis-Patienten verschlimmern bestimmte Allergene das Hautbild, so zum Beispiel:
- Pollen (z. B. Birke, Erle, Gräser)
- Tierhaare (z. B. Katze, Pferd)
- Hausstaubmilbenkot (z. B. in Matratze, Bettzeug, Kopfkissen)
- Bestimmte Nahrungsmittel (Bei Kindern: v. a. Milch, Ei, Soja, Weizen, Haselnuss, Erdnuss und Fisch. Bei Erwachsenen: v. a. pollenassoziierte Nahrungsmittelallergene wie Steinobst, Gemüsesorten und Nüsse)
Beim Arzt erfolgt daher eine genaue Allergie-Diagnostik.
Schwitzen
Wenn es uns heiss ist, schwitzen wir. Indem wir Wärme nach aussen abgeben, können wir unsere Körpertemperatur regulieren. Der Schweissfilm, der dabei auf der Haut entsteht, sorgt für Abkühlung und schützt uns so vor einer Überhitzung. Bei Neurodermitis ist die Schweissbildung oft vermindert. Das hat zur Folge, dass Betroffene leicht überhitzen. Infolge des Wärmestaus können Juckreizkrisen ausgelöst werden.
Klima & Co.
Selbst gesunde Haut trocknet in der kalten Jahreszeit schneller aus. So ist es nicht verwunderlich, dass Neurodermitis-Geplagte in den Wintermonaten noch häufiger über Hautsymptome klagen und es öfter zu akuten Krankheitsschüben kommt. Dabei ist nicht nur die Kälte als Provokationsfaktor von Bedeutung. Auch die trockene Heizungsluft tut der Haut nicht gut und verstärkt die Trockenheit zusätzlich. Umso wichtiger ist eine an die Jahreszeit angepasste Hautpflege bei Neurodermitis.
Infektionen
Neurodermitis-Haut ist besonders anfällig für Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen. Diese machen die kranke Haut noch kränker und können einen Schub auslösen oder bestehende Symptome verstärken. Die Haut ist bei Neurodermitis oftmals vermehrt mit bestimmten Keimen besiedelt (Staphylococcus aureus), die den Krankheitsverlauf ebenfalls negativ beeinflussen können.
Bei manchen Patienten kann auch eine Grippe oder eine heftige Erkältung zu einer Verschlimmerung der Hautbeschwerden führen.
Stress, Langeweile & Co.
Bei vielen Neurodermitis-Patienten besteht eine Verbindung zwischen Haut und Psyche. Stress, egal ob beruflich oder privat, wirkt sich negativ auf das Immunsystem aus und kann die Konzentration der Immunbotenstoffe (Zytokine) stark erhöhen – diese sind für die Entzündungen bei Neurodermitis mit verantwortlich. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einer „stressbedingten Neurodermitis“. Emotionale Konflikte, Trauer oder sogar Langeweile können den Zustand der Haut ebenfalls verschlechtern.
Tabakrauch
Egal, ob man selbst raucht oder dem blauen Dunst von anderen ausgesetzt ist: Tabakrauch gehört ebenfalls zu den Reizfaktoren und kann bei Neurodermitis-Patienten einen akuten Krankheitsschub auslösen. Darüber hinaus sind Umweltschadstoffe wie Ozon oder Dieselabgase als mögliche Auslöser bekannt.
Hormonelle Faktoren
Menstruation, Schwangerschaft oder Menopause: Viele Frauen machen die Erfahrung, dass auch die Hormone Einfluss auf ihre Neurodermitis haben. Bei Schwangeren zum Beispiel können sich Neurodermitis-Symptome verschlimmern oder erstmals auftreten. Auch während der Menstruation beobachten viele Frauen, dass die Haut reagiert. Wenn die Talgproduktion in den Wechseljahren sinkt, kann dies ebenfalls Schübe auslösen oder dazu führen, dass sich bereits bestehende Symptome verschlechtern.
Hätten Sie's gewusst
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