Diabetische Neuropathie
Kribbeln in den Beinen – was hilft?
Auf Dauer geht ein erhöhter Blutzuckerspiegel im wahrsten Sinne des Wortes auf die Nerven. Bei vielen Menschen mit Diabetes kommt es im Verlauf der Erkrankung zu Nervenschädigungen (diabetische Neuropathie), die sich in den Beinen bemerkbar machen können. Zu den typischen Anzeichen zählen Brennen, Stechen, Taubheitsgefühle, Kribbeln im Bein oder Kribbeln in den Füssen. Schmerzen können vor allem nachts oder in Ruhe auftreten. Doch was hilft gegen die Beschwerden?
Nervenschädigungen in den Beinen – was hilft?
Die Grundlage der Behandlung bei diabetischer Neuropathie bilden die allgemeinen Therapieprinzipien bei Diabetes. Eine gute Einstellung des Blutzuckerspiegels ist ein zentraler Bestandteil der Basistherapie. Sie ist wichtig, um einem Fortschreiten der Nervenschädigungen und einer Verschlimmerung der Beschwerden entgegenzuwirken. Ausserdem sollten bestimmte Risikofaktoren ausgeschaltet werden, die die Nervenprobleme begünstigen oder verstärken können. Dazu zählen u. a. Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht, Rauchen und Alkohol. Auch ein Mangel an Vitamin B1 kann sich negativ auswirken. Da bei Diabetes häufig vermehrt Vitamin B1 über den Urin ausgeschieden wird, muss auch das im Auge behalten werden.
Menschen, bei denen die Nerven in den Beinen betroffen sind, müssen besonders gut auf ihre Füsse achten – denn sie sind sehr anfällig für Verletzungen, die sich leicht zu tiefen Fussgeschwüren entwickeln können.
Wichtige Behandlungsbausteine im Überblick
- Gute Einstellung des Blutzuckerspiegels
- Kontrolle bzw. gute Einstellung von Blutdruck und Blutfettwerten
- Ausgewogene Ernährungsweise und Abbau von Übergewicht
- Das Rauchen aufgeben
- Alkohol allenfalls in moderaten Mengen (<10 Gramm/pro Tag für Frauen, <20 Gramm/pro Tag für Männer) trinken. Ein Glas Bier (0,3 Liter) enthält 11,5 Gramm Alkohol, ein Glas Wein 17,6 Gramm.
- Regelmässige ärztliche Kontrollen
- Die richtige Schuhversorgung (z. B. spezielle Diabetes-Schutzschuhe, wenn das Empfinden in den Füssen bereits gestört ist; sogenannte orthopädische Schuhzurichtungen)
- Tägliche Kontrolle der Füsse auf Veränderungen, die einer ärztlichen Behandlung bedürfen
- Sorgfältige Fusspflege, um Verletzungen durch zu lange Zehennägel oder Probleme durch Hornhautschwielen zu vermeiden
Bestehende Symptome lindern
Um unangenehme Symptome wie Brennen, Stechen, Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Schmerzen in den Beinen zu lindern, können bestimmte Medikamente infrage kommen. Bei ausgeprägten Schmerzen kann der Arzt starke Schmerzmittel (z. B. Opioide) oder andere Wirkstoffgruppen verordnen, die ebenfalls schmerzlindernd wirken (z. B. Antidepressiva, Mittel gegen Epilepsie).
Darüber hinaus kommen einige rezeptfreie Mittel infrage, um Empfindungsstörungen oder Schmerzen zu lindern. Dazu zählen zum Beispiel:
- Paracetamol: Paracetamol kann bei schmerzhafter diabetischer Polyneuropathie im Rahmen eines zeitlich begrenzten Therapieversuchs eingesetzt werden. Aufgrund der leberschädigenden Wirkung ist Paracetamol nur für den kurzzeitigen Einsatz geeignet. Gut zu wissen: Entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsäure zeigen bei nervenbedingten Schmerzen kaum Wirkung und können zudem erhebliche Nebenwirkungen haben und zeigen zudem bei nervenbedingten Schmerzen kaum Wirkung. Daher sollte diese Wirkstoffgruppe bei diabetischer Neuropathie nicht verwendet werden.
- Vitamin B1 bzw. Benfotiamin: Bei Diabetes kommt es häufig zu einer erhöhten Ausscheidung von Vitamin B1 über den Urin. Ein Mangel an dem Vitamin kann Nervenschmerzen auslösen oder verstärken. Vitamin B1 ist wasserlöslich und die Speicherkapazität im Körper begrenzt. Daher wird häufig Benfotiamin eingesetzt, die Vorstufe des Vitamin B1: Sie ist fettlöslich und kann vom Körper deutlich besser aufgenommen werden als Vitamin B1.
- Alpha-Liponsäure: Die körpereigene Substanz soll die Nervenzellen durch ihre antioxidative Wirkung schützen und wird in Form von Tabletten oder Infusionen verabreicht.
- Alternativmedizinische Präparate: Im Rahmen einer ergänzenden alternativmedizinischen Behandlung von Nervenschmerzen bei Diabetes können mitunter auch bestimmte Schüssler-Salze, homöopathische Komplexmittel oder Nahrungsergänzungsmittel mit verschiedenen Mikronährstoff-Kombinationen infrage kommen.
Darüber hinaus können unter Umständen auch einige nicht-medikamentöse Behandlungsansätze wie z. B. Kälte- und Wärme-Anwendungen, Elektrotherapie (z. B. TENS) oder Akupunktur sinnvoll sein. Eine Verhaltenstherapie kann Betroffenen helfen, besser mit der Erkrankung und den oft quälenden Symptomen umzugehen.