Das diabetische Fusssyndrom (DFS) ist eine der schwersten Folgeerkrankung bei Patienten mit Diabetes mellitus. Eine frühzeitige Behandlung ist wichtig, um ernste Fussprobleme zu vermeiden, die schlimmstenfalls eine Amputation einzelner Zehen oder des ganzen Fusses erforderlich machen können. Die Therapie sollte von gut geschulten Spezialisten durchgeführt werden und beginnt am besten schon dann, wenn noch gar keine Fusswunden vorhanden sind.
Behandlung durch ein Experten-Team
Bei der Behandlung von Menschen mit einem diabetischen Fusssyndrom ist in der Regel ein ganzes Team an Experten verschiedener Fachgebiete gefragt. Dazu zählen unter anderem Diabetologen, Gefässspezialisten, Wundtherapeuten, Chirurgen und medizinische Fusspfleger. Solche multidisziplinären Teams arbeiten zum Beispiel in diabetologischen Schwerpunktpraxen oder in der diabetologischen Fussambulanz einer Klink eng zusammen.
Der diabetische Fuss: Folge erhöhter Blutzuckerwerte
Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte schädigen die Nerven und Gefässe. Diabetische Nervenschäden wiederum sind eine wesentliche Ursache dafür, dass sich ein diabetisches Fusssyndrom entwickelt. Brennen, Taubheitsgefühle und Kribbeln in den Beinen zählen zu den möglichen Anzeichen. Betroffene spüren aufgrund der Nervenschäden oft gar nicht, dass sie sich eine Druckstelle durch zu enge Schuhe oder eine anderweitige Verletzung zugezogen haben. So können sich schlecht heilende Geschwüre entwickeln, die sich bis auf den Knochen ausdehnen können.
Häufig stellen sich auch Gefässprobleme infolge des Diabetes ein. Die daraus resultierenden Durchblutungsstörungen beeinträchtigen die Versorgung der Gewebe und somit auch die Wundheilung. Schlussendlich kann dies auch dazu führen, dass ganze Gewebebezirke absterben und eine Amputation erforderlich wird.
Wenn der Blutzucker langfristig erhöht ist, hat das auch Auswirkungen auf das Immunsystem und die Wundheilung. Deshalb sind Betroffene besonders anfällig für Infektionen und Wunden heilen schlechter als bei Gesunden.
Diabetisches Fusssyndrom
Ursachen
Grundbedingungen für die Entstehung:
Nervenschäden in den Beinen
Durchblutungsstörungen in den Beinen
Wundheilungsstörungen
Geschwächte Abwehr
Diabetischer Fuss
Mögliche Anzeichen
Folgende Veränderungen an den Füssen können Anzeichen sein:
Kribbeln (Ameisenlaufen)
Brennen
Taubheitsgefühl
Verringerte Schmerzempfindlichkeit
Verringerte Temperaturempfindlichkeit
Zunehmend trockene Haut
Kalte Füsse
Unsicherer Gang (Gehen wie auf Watte)
Diabetisches Fusssyndrom: Basistherapie
Die Grundlage der Therapie ist immer eine konsequente Diabetes-Behandlung mit einer guten Einstellung der Blutzuckerwerte.
Wichtig: Bei Menschen mit diabetischem Fusssyndrom sollte eine konsequente Behandlung schon dann erfolgen, wenn noch gar keine Fusswunden vorhanden sind. Denn so kann einem Fortschreiten der Nerven- und Gefässschäden entgegengewirkt werden.
Grundprinzipien der Behandlung
Diabetes-Behandlung: Eine gute Einstellung des Blutzuckerspiegels bildet die Basis der Behandlung. Sie ist eine wichtige Voraussetzung, um ein Fortschreiten der Nerven- und Gefässschäden zu vermeiden.
Fussproblemen vorbeugen: Menschen mit diabetischem Fusssyndrom müssen besonders gut auf Ihre Füsse achten. Ein absolutes Muss ist die tägliche Kontrolle der Füsse. Druckstellen, Blasen, Hornhautschwielen und andere Veränderungen sind Anlass für einen Arztbesuch. Das richtige Schuhwerk und eine sorgfältige Fuss- und Nagelpflege sind wichtig, um Druckstellen und Verletzungen zu vermeiden. Mehr erfahren
Risikofaktoren ausschalten: Rauchen, Alkohol, Übergewicht, Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte sowie Übergewicht (v. a. Fettansammlungen im Bauchraum) wirken sich negativ aus. Sie können zu einer Verschlimmerung beitragen. Regelmässige körperliche Bewegung hat hingegen positive Effekte. Mehr erfahren
Kontrolluntersuchungen wahrnehmen: Betroffene sollten unbedingt ihre regelmässigen Kontrolltermine beim behandelnden Arzt einhalten. So kann zum Beispiel frühzeitig auf eine Verschlechterung der Blutzuckerwerte oder einen Anstieg des Blutdrucks reagiert werden.
Patientenschulung: Betroffene können selbst viel zur Vermeidung von Fussproblemen beitragen. In speziellen Schulungen informieren Experten über die Ursachen, Symptome und möglichen Folgen des diabetischen Fusssyndroms und geben wertvolle Tipps für den Alltag.
Behandlung von Fusswunden
Menschen mit Diabetes sollten jede kleinste Veränderung an den Füssen von ihrem Arzt untersuchen lassen. Denn schon eine winzige Druckstelle oder ein feiner Einriss in der Hornhaut können sich zum grossen Problem auswachsen. Bleibt eine Behandlung aus oder wird sie zu spät begonnen, ist oft eine Amputation die letzte Option.
Ist es bereits zu einem diabetischen Fussulkus (Ulkus = Geschwür) gekommen, gehen die Ärzte nach den folgenden grundlegenden Behandlungsprinzipen vor:
Abgestorbenes oder infiziertes Gewebe entfernen (Débridement)
Druckentlastung der betroffenen Stellen, damit die Wunde besser heilen kann (z. B. durch spezielle Entlastungsschuhe oder die Verwendung eines Rollstuhls)
Infektionen behandeln (Antibiotika)
Stadiengerechte lokale Wundbehandlung
Darüber hinaus können gefässchirurgische Eingriffe oder die Amputation einzelner Zehen oder Teile des Fusses erforderlich sein.
Auch dann, wenn sich bereits Fusswunden entwickelt haben, ist eine gute Einstellung der Blutzuckerwerte wichtig: Denn nur so kann einem Fortschreiten der Nervenschäden entgegengewirkt und die Wundheilung verbessert werden.
Diabetischer Fuss: Hilfreiche Tipps
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Die Füsse täglich gründlich kontrollieren
Menschen mit Diabetes müssen ihre Füsse gut im Auge behalten. Denn nur durch eine tägliche Selbstkontrolle können Veränderungen, die behandelt werden müssen, frühzeitig erkannt werden. Am besten, Sie reservieren jeden Morgen oder Abend etwas Zeit für Ihren Fuss-Check: Achten Sie bei Ihrem Fuss-Check darauf, dass Sie gutes Licht haben und verwenden Sie immer einen Spiegel, damit Sie auch die Fusssohle gründlich begutachten können. Denken Sie auch daran, zwischen den Zehen nachzusehen. Wenn Sie Veränderungen bemerken, sollten Sie umgehend Ihren Arzt aufsuchen. Das gilt insbesondere dann, wenn Sie Druckstellen, Blasen, Einrisse, Hornhautschwielen, rote Stellen oder Anzeichen für Fuss- oder Nagelpilz entdecken. Wenn Sie gestolpert sind oder den Fuss angeschlagen haben, ist es ratsam, immer sofort zu prüfen, ob es zu einer Verletzung gekommen ist.
Wichtig:
Bitten Sie jemanden um Hilfe, wenn Sie selbst Ihre Füsse nicht mehr gründlich genug kontrollieren können – zum Beispiel, weil Sie nicht mehr so beweglich sind oder das Sehvermögen nachlässt.
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Alarmzeichen ernst nehmen
Brennen und Kribbeln in den Füssen („Ameisenlaufen“) können darauf hindeuten, dass es aufgrund des erhöhten Blutzuckerspiegels bereits zu Nervenschädigungen in den Beinen gekommen ist. Diese führen dazu, dass auch das Schmerzempfinden sinkt und man Temperaturen nicht mehr richtig wahrnimmt. Die Folge: Egal, ob ein Steinchen im Schuh oder eine zu heisse Wärmflasche im Bett – was wehtun sollte, tut nicht mehr weh. Und das kann fatale Auswirkungen haben.
Umso wichtiger ist es, frühzeitig gegen die Empfindungsstörungen aktiv zu werden. Falls Sie selbst solche Symptome bei sich bemerken, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt.
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Das richtige Schuhwerk
Was kaum einer weiss: Zu enge oder schlecht sitzende Schuhe gehören zu den Hauptauslösern von Fussverletzungen bei Diabetikern. Druckstellen oder kleinste Einrisse können dazu führen, dass schlecht heilende Wunden entstehen, die sich zu tiefen Geschwüren auswachsen können. Deshalb ist es wichtig, schon beim Schuhkauf einige wichtige Punkte zu beachten:
Probieren Sie die Schuhe nicht morgens, sondern erst am Spätnachmittag oder Abend an. Denn über den Tag hinweg schwellen die Füsse an.
Achten Sie darauf, dass die Schuhe wirklich gut passen und lassen Sie sich von einem Fachmann beraten. Nicht geeignet sind z. B. Stiefel zum Schlüpfen, hohe Absätze oder Zehensandalen.
Die Schuhe sollten eine dicke, flexible Sohle haben. Ausserdem sollten sie vorne und hinten geschlossen sein.
Überprüfen Sie mit der Hand, ob Sie scheuernde Nähte oder Unebenheiten ertasten können.
Grundsätzlich gilt: Vor jedem Anziehen sollten Sie Ihre Schuhe mit der Hand auf Fremdkörper (z. B. Steinchen) oder Unebenheiten (z. B. raue Stellen, verrutschte Einlegesohle) untersuchen.
Falls der Arzt einen sogenannten Risikofuss feststellt, werden in der Regel spezielle Diabetesschuhe empfohlen. Bei Fehlstellungen der Füsse helfen orthopädische Massschuhe bzw. Einlagen, Probleme zu vermeiden.
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Sorgfältige Fuss– und Nagelpflege
Bei der Pflege von Füssen und Nägeln müssen Menschen mit Diabetes äusserst vorsichtig vorgehen. Liegt bereits eine Nervenschädigung vor, sollten Sie die fachgerechte Hilfe eines Podologen (medizinischer Fusspfleger) in Anspruch nehmen. Denn schon kleinste Verletzungen können schwerwiegende Folgen haben. Scharfe oder spitze „Werkzeuge“ wie Schere, Nagelknipser oder Zangen sind tabu. Die Nägel sollten nur mit einer Sandpapierfeile vorsichtig gekürzt werden. Ausserdem muss die Hornhaut regelmässig (aber vorsichtig!) entfernt werden. Ein kurzes Fussbad hilft, die Hornhaut etwas aufzuweichen – vorher aber bitte die Temperatur mit einem Thermometer kontrollieren (ideal sind 30 bis 35 °C). Zum Abrubbeln der Hornhaut wird ein Bimsstein empfohlen.
Wichtig:
Hühneraugen, Warzen und eingewachsene Zehennägel sind Anlass für einen Arztbesuch und sollten auf keinen Fall in Eigenregie behandelt werden. Das gleiche gilt bei Verdacht auf eine Pilzinfektion der Haut oder der Nägel.
Wechseln Sie täglich Ihre Socken und Strümpfe und achten Sie darauf, dass das Material möglichst heiss gewaschen werden kann. So können Sie Fuss- und Nagelpilzinfektionen vorbeugen. Das Bündchen darf ausserdem nicht zu eng sein, ansonsten schnürt es die Haut ein. Vorsicht: Auch gestopfte Strümpfe können dazu führen, dass die Haut aufgescheuert wird oder Druckstellen entstehen.
Extra-Tipp: Es gibt spezielle Socken für Diabetiker, die nicht einschneiden, nicht verrutschen und keine drückenden Nähte aufweisen. Sie sind aus atmungsaktivem Material und gut hautverträglich.
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Nicht barfuss laufen
Egal ob draussen oder drinnen: Tragen Sie immer Schuhe. Zu gross ist die Gefahr, dass Sie sich durch Kiesel, Splitter oder Ähnliches verletzen. Womöglich bemerken Sie feine Einrisse oder andere kleine Wunden gar nicht. Bleiben diese unbehandelt, können sich schlecht heilende Geschwüre entwickeln. Daher gilt grundsätzlich die Devise: Schützen Sie Ihre Füsse immer durch gut sitzende Schuhe, auch zu Hause, im Schwimmbad oder am Strand.
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Fussgymnastik fördert die Durchblutung
Ist der Blutzuckerspiegel über längere Zeit schlecht eingestellt, kommt es häufig auch zu Durchblutungsstörungen in den Beinen. Spezielle Gymnastikübungen können den Blutfluss in den Beinen anregen und die Muskulatur stärken. Dazu muss man nicht gleich ins Fitness-Studio gehen, man kann auch ganz einfach zu Hause trainieren.
Die regelmässigen Routineuntersuchungen bei Ihrem Arzt gehören zu den wichtigen Basismassnahmen, um diabetische Fusswunden und andere Folgeerkrankungen zu vermeiden. Der Arzt überprüft zum Beispiel, ob Ihr Blutzucker noch gut eingestellt und der Blutdruck in Ordnung ist. Durch spezielle Untersuchungen können auch diabetische Nervenschädigungen festgestellt werden. Liegen Probleme mit den Füssen vor, kann Ihr Arzt Sie zu einem Spezialisten überweisen.
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