Eine Unterzuckerung (Hypoglykämie oder „Hypo“) kann jeden Diabetiker treffen – unabhängig von Art des Diabetes und der jeweiligen Therapie. Faktoren wie eine übermässige Insulindosierung, Sport oder Alkoholgenuss können eine Rolle spielen. In der Regel fallen sogenannte „Hypos“ leicht aus und lassen sich gut beheben. Es gibt aber auch schwere Hypoglykämien, die ernste Folgen haben können.
Unterzuckerung: Ursachen
Unterschiedliche Faktoren können eine Unterzuckerung begünstigen. Dazu zählen:
Zu hohe Gabe von Insulin
Zu viel Alkohol
Körperliche Überanstrengung
Zu wenig Nahrung
Erbrechen und Durchfall
Wichtig ist es, die persönlichen Faktoren zu erkennen, die zu einer Hypoglykämie geführt haben. So gilt es, aus den Hypos zu lernen und Konsequenzen zu ziehen.
Ab wann spricht man von Unterzuckerung?
Unterzuckerung: Werte
Bei einer Unterzuckerung liegt der Blutzucker unter einem Wert von 50 mg/ dl. Ab wann Unterzuckerungs-Symptome allerdings wahrgenommen werden, ist individuell verschieden und unter anderem vom jeweiligen Level der Blutzuckerwerte abhängig. Hier ist eine genaue Selbstbeobachtung gefragt. Wichtig: Werden Sie bei den ersten Anzeichen einer Unterzuckerung aktiv.
Unterzuckerung: Symptome
Wenn der Blutzuckerspiegel unter einen gewissen Wert absinkt, kann sich dies durch verschiedene Anzeichen bemerkbar machen. Diese variieren je nach Stadium der Unterzuckerung.
Häufige Anzeichen einer Unterzuckerung sind:
Nervosität
Zittrigkeit
Starkes Schwitzen
Herzklopfen
Schneller Puls
Kommt es zu einem Glukosemangel im Gehirn , sind folgende Symptome typisch:
Nachlassende Konzentration
Beeinträchtigtes Sprach- und Sehvermögen
Lallen (als ob man betrunken wäre)
Taubheits-Gefühl im Bereich von Mund, Händen und Beinen
Heisshunger
Emotionale Extreme (plötzliches Weinen oder Lachen, Aggressivität)
Stolpern, Torkeln
Wichtig zu wissen:
Symptome bei Unterzuckerung können bei jeder Hypoglykämie variieren und treten meist nicht gleichzeitig auf. Hier gilt es, die individuellen Vorboten zu erkennen.
Tipps für unterwegs
Unterzuckerung: Notfall-Set
Traubenzucker
Flüssigzucker
Blutzuckermessgerät (bzw. Lesegerät bei Flash Glucose Monitoring)
Glucagon-Spritze (nach Rücksprache mit dem Arzt)
Was tun bei Unterzuckerung?
Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten, welche Massnahmen Sie im Falle einer Unterzuckerung treffen sollten.
In der Regel hat sich folgende Vorgehensweise bei den ersten Anzeichen einer Hypoglykämie bewährt:
Flüssigzucker (2 Beutel)
Traubenzucker (4 Täfelchen)
Zuckerhaltige Limonade wie z. B. Cola (200 ml); keine Light-Produkte!
Saft (200 mlg)
1 komplexe Kohlenhydrateinheit (Brot) zur Stabilisierung
Wichtig zu wissen:
Weder Diät- noch Lightprodukte sind bei einer Unterzuckerung geeignet. Auch Speisen, die viel Fett enthalten (z. B. Schokolade, Milch) sind jetzt ungünstig!
Für den Fall einer schweren Unterzuckerung, die mit Bewusstlosigkeit enhergeht, sollten Angehörige und Freunde über das richtige Vorgehen genau informiert sein. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten, worauf es ankommt. Eine Glucagon-Spritze kann ebenfalls vom Arzt verordnet werden. Auch hierzu wird Sie Ihr Diabetologe gerne umfassend beraten.
Unterzuckerung vorbeugen
Um „Hypos“ vorzubeugen, haben sich folgende Massnahmen bewährt:
Messen Sie regelmässig Ihre Blutzuckerwerte
Vor körperlichen Belastungen sollten zusätzliche Brot-Einheiten (2 BE) eingeplant werden
Lassen Sie sich von Ihrem Diabetologen erklären, wie die Insulin-Dosis bei längerer körperlicher Anstrengung angepasst werden muss
Meiden Sie übermässigen Alkoholgenuss
Haben Sie für den Fall des Falles immer etwas Traubenzucker dabei
Tipp:
In Diabetes-Schulungen lernen Menschen mit Diabetes alles zum richtigen Umgang mit dem Thema Unterzuckerung.
Auch Überzuckerung kann gefährlich sein
Eine Überzuckerung (Hyperglykämie) kann mitunter lebensbedrohlich sein. Lassen Sie sich daher auch zu diesem Thema von Ihrem Diabetologen beraten.
Ursachen einer Überzuckerung sind z. B. eine zu geringe Dosis Insulin oder auch eine defekte Insulinpumpe. Auch bei Versagen oder einer zu niedrigen Dosierung von blutzuckersenkenden Tabletten ist eine Überzuckerung möglich. Nicht zuletzt können fieberhafte Infekte zu einem Anstieg des Insulinbedarfs führen.
Mögliche Anzeichen einer Überzuckerung sind:
Starker Durst
Häufiges Wasserlassen
Geruch des Atems nach Nagellackentferner oder faulem Obst
Bei einer Überzuckerung sollten Sie den Arzt aufsuchen. Lassen Sie sich zudem in der Diabetes-Schulung erläutern, worauf es im Fall des Falles ankommt.
Tipps bei Diabetes
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Bewegung im Alltag
Körperliche Aktivität spielt bei Diabetes eine wichtige Rolle. Schliesslich hat Bewegung vielfältige positive Effekte: Sie senkt den Blutzuckerspiegel, reguliert den Blutdruck, verbessert die Blutfettwerte und hilft dabei, Übergewicht abzubauen.
Um Ihr Bewegungskonto wieder auf Vordermann zu bringen, hier einige Anregungen:
Fangen Sie klein an: Mit dem Fahrrad zur Arbeit, täglich ein 15-minütiger Spaziergang, Treppe statt Aufzug – am Anfang zählt vor allem der Wille, etwas zu verändern
Wählen Sie eine Sportart, die Freude macht. Egal ob Nordic Walking, Schwimmen oder Tanzen – wenn Sie mit dem Herzen dabei sind, bleiben Sie auch am Ball
Suchen Sie sich einen Trainingspartner – gemeinsam ist der innere Schweinehund leichter zu besiegen
Wichtig:
Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Diabetes-Berater informieren, was Sie bei sportlichen Aktivitäten beachten sollten.
Eine ausgewogene Ernährung ist bei Diabetes grundsätzlich wichtig. Denn was wir essen, hat direkten Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Bei Typ-2-Diabetes ist eine Ernährungsumstellung daher meist wesentlicher Bestandteil der Therapie. Kein Wunder, gelten doch Übergewicht und eine zu kalorienreiche Kost als wesentliche Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes.
Menschen mit Diabetes sollten grundsätzlich wissen, wie sich Kohlenhydrate, Fette und Eiweisse auf den Blutzuckerspiegel auswirken. Bei der Gabe von Insulin sollte die Insulindosis auf die zugeführten Kohlenhydrate abgestimmt werden. Hier bietet eine Schulung die nötige Orientierung.
Da Menschen mit Typ-1-Diabetes einen absoluten Insulinmangel haben, sind sie ihr Leben lang auf Insulin angewiesen. Anders sieht es bei Typ-2-Diabetikern aus: Sie haben einen relativen Insulinmangel, der mitunter ohne die Gabe von Insulin aufgefangen werden kann. Eine wichtige Rolle spielen dabei unter anderem regelmässige sportliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung und der Abbau von Übergewicht. In einigen Fällen kann zusätzlich die Einnahme bestimmter Tabletten sinnvoll sein. Erst wenn diese Massnahmen nicht greifen, ist auch bei Typ-2-Diabetes in der Regel eine Insulintherapie angezeigt.
Allen Menschen mit Diabetes und ggf. ihren Angehörigen wird ein spezielles Schulungsprogramm angeboten. Dabei steht das Selbstmanagement der Stoffwechselerkrankung im Fokus. Unter anderem geht es bei Schulungen um Aufklärung über das Krankheitsbild, Blutzuckerselbstkontrolle, Umgang mit Komplikationen wie Unterzuckerungen sowie Tipps für eine gesunde Lebensführung. Auch spezielle Aspekte wie zum Beispiel die Themen Beruf oder Versicherungen werden berücksichtigt.
Lassen Sie sich dazu von Ihrem behandelnden Arzt umfassend beraten. Fest steht: Je genauer man sich mit Diabetes auskennt, desto freier, selbstbestimmter und aktiver lässt sich der Alltag gestalten.
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