Die gute Nachricht zuerst: Menschen mit Diabetes müssen keine speziellen Diabetiker-Lebensmittel essen oder sich mit einseitiger Diät-Kost herumquälen. Allerdings ist eine ausgewogene, gesunde Ernährung bei Diabetes empfehlenswert und bei Typ-2-Diabetes sogar Teil der Therapie. Für alle, die Insulin spritzen oder Tabletten einnehmen, die die Insulinproduktion anregen, ist es zudem wichtig, sich in Sachen „Broteinheiten“ gut auszukennen. Dieses Know-How kann natürlich auch für andere Diabetiker nicht schaden.
Schluss mit Übergewicht
Leichter geniessen – so funktioniert´s
Verwenden Sie Joghurt statt Sahne
Wählen Sie als Nachspeise Obstsalat statt Creme brulée
Greifen Sie an der Wursttheke eher zur Putenbrust statt zu Salami oder Leberwurst
Wählen Sie bei Fisch besser Zander statt Lachs
Statt Butter eignet sich zum Beispiel Senf als leichter Brotaufstrich
Gebraten ist besser als paniert
Ernährung bei Diabetes: Allgemeine Empfehlungen
Die Zeiten, in denen strikte Verbote für Diabetiker gegolten haben, sind heute aus Sicht der Wissenschaft vorbei. Genuss ist also auch bei Diabetes keine Ausnahme, sondern die Regel. Eine besondere Diabetes-Diät muss also nicht sein.
Tatsächlich gelten für Menschen mit Diabetes dieselben Empfehlungen in puncto gesunde Ernährung, die auch für alle anderen Menschen zutreffen:
Wenig Fett
Zucker und Salz nur in Massen geniessen
Viele Getreideprodukte
Häufiger Obst und Gemüse auf dem Speiseplan
Es geht also primär darum, seine Ernährung langfristig ausgewogener zu gestalten und Fast-Food, Chips & Co. häufiger links liegen zu lassen. Häufig helfen schon kleine Tricks wie zum Beispiel die Verwendung von Olivenöl statt Butter zum Braten oder kleine Gemüsesticks im Büro statt das übliche Croissant, um aus alten Gewohnheiten auszubrechen und somit auch den Blutzuckerspiegel positiv zu beeinflussen. Gut zu wissen: Im Rahmen einer Schulung erfahren Menschen mit Diabetes, worauf es im Detail ankommt. Hier lernen Diabetiker auch, wie Kohlenhydrate, Fett & Co. den Blutzuckerspiegel beeinflussen.
Typ-2-Diabetes: Ernährung als wichtiger Teil der Therapie
Bei der Entstehung von Diabetes Typ 2 spielen Übergewicht und eine kalorienreiche Ernährung als Risikofaktoren eine zentrale Bedeutung. Im Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass eine Ernährungsumstellung und ggf. der Abbau von Übergewicht wesentlicher Bestandteil der Therapie von Typ-2-Diabetes sind. Tatsächlich können diese Massnahmen in Kombination mit mehr körperlicher Aktivität mitunter bereits ausreichen, um den Blutzuckerspiegel wieder zu regulieren – ganz ohne Medikamente!
Doch egal ob mit oder ohne medikamentöser Therapie, egal ob mit oder ohne Insulintherapie, fest steht: Bei Typ-2-Diabetes ist eine ausgewogene Ernährung und der Kampf gegen überschüssige Kilos Pflicht.
Einige Tipps gegen Übergewicht haben wir hier bereits für Sie zusammengestellt:
Führen Sie weniger Kalorien zu, als es Ihrem Tageskalorienbedarf entspricht (Tageskalorienbedarf: KG x 30); Extra-Tipp: Sport erhöht den Tageskalorienbedarf!
Reduzieren Sie fetthaltige Lebensmittel (z. B. weniger Wurstwaren; greifen Sie zu fettärmeren Milchprodukten, braten Sie in beschichteten Pfannen ohne Fett etc.)
Schränken Sie Ihren Alkoholkonsum ein. Denn Alkohol schlägt mit einer beträchtlichen Kalorien-Menge zu Buche
Kochen Sie häufiger selbst und vermeiden Sie Fast-Food und Imbiss-Buden
In einer Ernährungsberatung erfahren Sie im Detail, worauf es im Alltag ankommt.
Kohlenhydrate: Direkter Einfluss auf den Blutzuckerspiegel
Lebensmittel haben einen unterschiedlich starken Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Besonders relevant sind Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel direkt ansteigen lassen. Menschen mit Diabetes sollten sich hier natürlich gut auskennen. Allerdings gibt es auch hier grosse Unterschiede: Orientierung bietet dabei der sogenannte Glykämische Index. Er gibt an, ob der Blutzucker durch ein Lebensmittel schnell (hoher GI) oder langsam (niedriger GI) in die Höhe getrieben wird.
Schnelle Kohlenhydrate, die den Blutzucker schnell und deutlich in die Höhe treiben, sind zum Beispiel
Traubenzucker
Cola
Fruchtsäfte
Marmelade, Honig
Gummibärchen
Süssigkeiten
Gut zu wissen:
Schnelle Kohlenhydrate haben einen hohen Glykämischen Index (GI)
Langsame Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel nur langsam und moderat ansteigen lassen, sind zum Beispiel:
Vollkornbrot
Kartoffeln
Pommes frites
Gemüse, Salat
Obst
Milch, Milchprodukte
Hefekuchen
Gut zu wissen:
Langsame Kohlenhydrate haben einen niedrigen Glykämischen Index (GI).
Bewährte Schätzhilfen: KHP und BE
Für alle, die Insulin spritzen oder Tabletten einnehmen, die die Insulinproduktion anregen (z. B. Sulfonylharnstoffe), ist es besonders wichtig, sich gut mit KH-Portionen (oder Broteinheiten) auszukennen. Der Grund: Die Insulindosierung ( bzw. die Dosierung der Tabletten) muss auf die Menge der zugeführten Kohlenhydrate abgestimmt werden. KHP = Kohlenhydratportion (entspricht 10-12 g Kohlenhydrate) Früher wurde häufiger folgenes Schätzmass verwendet: BE = Broteinheit (entspricht 12 g Kohlenhydrate) Wer sich also an BE gewöhnt hat, kann durchaus damit weiterarbeiten. Gängiger ist heute die KH-Portion. 1 KHP (oder 1 BE) entsprich zum Beispiel:
1 kleiner Apfel
1 kleine Kartoffel
1 halbe Semmel
In Schulungen erfahren Diabetiker, wie Sie Ihre Insulindosis an die zugeführten KHP im Detail anpassen können.
Ernährung bei Diabetes: Tipps
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Ausgewogene Ernährung statt strikter Verbote
Die erste Frage, die vielen Menschen mit Diabetes durch den Kopf geht ist: Was darf ich noch essen? Beginnt ab sofort ein Leben voller Verbote? Die gute Nachricht lautet: Spezielle Diabetiker-Lebensmittel und gnadenlose Tabus müssen nicht sein. Allerdings sollte der Speiseplan dauerhaft auf eine ausgewogene Ernährung umgestellt werden. Hier gelten die Empfehlungen, die auch für Menschen ohne Diabetes zutreffen: Weniger Fett, mehr Obst und Gemüse, viele Getreideprodukte, Zucker und Salz nur in Massen. Eine spezielle Schulung für Diabetiker erleichtert den Einstieg und hilft, das nötige Wissen in puncto Ernährung zu erwerben.
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Ernährung & Bewegung: Basistherapie bei Typ-2-Diabetes
Teil der Basistherapie bei Typ-2-Therapie ist neben der Steigerung der körperlichen Aktivität die Ernährungsumstellung und ggf. der Abbau von Übergewicht. Mitunter reichen diese allgemeinen Massnahmen bereits aus, um den Blutzucker ohne Medikamente in den Griff zu bekommen. Eine echte Chance also! So sollten Menschen mit Typ-2-Diabetes den Verzehr von fetten Lebensmitteln (z. B. fette Wurstwaren, Fast-Food, Sahne, Chips) reduzieren und ballaststoffreiche Lebensmittel wie z. B. Obst, Gemüse und Vollkornprodukte auf den Speiseplan integrieren. Auch Fisch sollte häufiger auf dem Teller landen. Wer mehrmals wöchentlich auf Bewegung wie z. B. Nordic Walking oder Schwimmen setzt, kann sich möglicherweise bald über weniger Kilos auf der Waage und einen verbesserten Blutzuckerspiegel freuen.
Auch hier gilt: Eine Ernährungsberatung ist als Einstieg üblich.
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Insulindosierung & Kohlenhydrate
Für Diabetiker, die Insulin spritzen, ist es wichtig, sich genau mit dem Thema Kohlenhydrate auszukennen. Denn Kohlenhydrate haben einen direkten Einfluss auf den Blutzuckerspiegel – dementsprechend sollte die Insulindosis auf die jeweilige Menge der Kohlenhydrate abgestimmt werden.
Als Schätzhilfe hat sich die Einheit KH-P bewährt (Kohlenhydrat-Portion, früher auch BE = Broteinheiten). 1 KHP entspricht 10-12 Gramm Kohlenhydraten (z. B. ein kleiner Apfel oder eine kleine Banane). Spezielle KH-Austauschtabellen helfen, bestimmte Lebensmittel und Gerichte direkt in KHP umzurechnen und so schnell eine Basis zur Berechnung der benötigten Mahlzeiten-Insulindosis zu erhalten.
Und wie immer gilt: Was zunächst kompliziert klingt, wird in einer Schulung anschaulich vermittelt. Hier können Sie alle Fragen stellen, die für Sie von Interesse sind.
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Schnelle und langsame Kohlenhydrate (Glykämischer Index)
Wie schnell Kohlenhydrate den Blutzuckerspiegel in die Höhe treiben, gibt der sogenannte Glykämische Index an. Lebensmittel mit hohem Glykämischen Index sind für Diabetiker eher ungeeignet, denn sie sorgen für einen raschen und deutlichen Anstieg des Blutzuckerspiegels. Lebensmittel mit hohem GI sind zum Beispiel Traubenzucker, Cola oder Fruchtsaft. Lebensmittel mit niedrigem GI wie zum Beispiel Vollkornbrot, Kartoffeln, Obst oder Milchprodukte dürfen häufiger auf dem Speiseplan von Menschen mit Diabetes stehen.
Gut zu wissen:
Für den Fall einer Unterzuckerung empfiehlt es sich, schnelle Kohlenhydrate wie ein Plättchen Traubenzucker immer bei sich zu tragen.
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Getränke
Die richtige Ernährung bei Diabetes beinhaltet auch Getränke. Grundsätzlich sollten Diabetiker ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. 1,5 – 2 Liter pro Tag sind ideal. Besonders geeignet ist Mineralwasser. Vorsicht hingegen ist bei Getränken geboten, die viel Zucker enthalten (z. B. Cola, Limonaden, Fruchtsäfte). Eine Alternative zu purem Wasser kann eine Saft-Schorle sein, die allerdings deutlich mehr Wasser als Fruchtsaft enthalten sollte. Daher am besten selbst mixen! Auch zuckerfreie Cola ist eine gute Alternative.
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Vorsicht bei Alkohol
Bei Alkohol sollten sich Menschen mit Diabetes eher in Zurückhaltung üben. Der Grund: Alkohol hat einen direkten Einfluss auf den Blutzuckerspiegel und kann diesen ganz schön aus dem Gleichgewicht bringen. So kann Alkohol zunächst zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels führen, der sich aber nach ein paar Stunden ins Gegenteil verkehren kann: Es droht eine Unterzuckerung. Daher sollten Diabetiker zum Beispiel keinen Alkohol auf leeren Magen trinken und grundsätzlich die Menge deutlich begrenzen (im Allgemeinen gilt: Nicht mehr als 2 Gläser auf einmal). Lassen Sie sich von Ihrem behandelnden Arzt beraten, worauf es im Detail ankommt.
Wichtige Fakten
Ernährung bei Diabetes
Lebensmittel mit niedrigem Glykämischen Index lassen den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen und sind für Diabetiker besser geeignet, als Lebensmittel mit hohem GI
Die Insulindosierung sollte auf die zugeführten Kohlenhydrate abgestimmt werden. Die Einheit KHP gilt hier als bewährte Schätzhilfe
Alkohol sollte nur gemässigt und nur zu den Mahlzeiten getrunken werden – es besteht die Gefahr einer Unterzuckerung
Meiden Sie zuckerhaltige Getränke wie zum Beispiel Cola oder Fruchtsäfte
Süssigkeiten sind für Diabetiker nicht tabu, allerdings sollte Zucker zehn Prozent der täglichen Kalorienmenge nicht überschreiten. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Stück Obstkuchen statt der Schokoladentorte?
Bewegung reguliert den Blutzuckerspiegel, so dass dies auch helfen kann, kleinere „Essens-Sünden“ im Alltag zu tolerieren
In Schulungen erfahren Diabetiker alles, was Sie in puncto Ernährung bei Diabetes wissen müssen
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