Therapie

Bänderriss: Behandlung im Überblick

Bänderriss: Behandlung

Die frühzeitige Behandlung von einem Bänderriss hat zum Ziel, dass die Verletzung möglichst schmerzfrei ausheilen kann und die Beweglichkeit und Funktion des betroffenen Gelenks wiederhergestellt wird. Die gute Nachricht: Eine Bänderriss-OP ist dabei nicht immer erforderlich.

Wichtig: Wichtig:

Mögliche Begleitverletzungen (z. B. Knorpelschaden) sollten ebenfalls gezielt behandelt werden.

Sofortmassnahmen: Die PECH-Regel

Wer bei den Anzeichen eines Bänderrisses schnell handelt, kann Schmerzen und Schwellung unmittelbar eindämmen und gleichzeitig den Heilungsverlauf positiv beeinflussen.

Die PECH-Regel hat sich als Orientierung für die wichtigsten Ersthilfemassnahmen bei einem Bänderriss bewährt.

P

wie Pause:
Legen Sie eine Pause ein und vermeiden Sie jede weitere Belastung des betroffenen Gelenks.

E

wie Eis:

Wichtig: Wichtig:

Eis niemals direkt auf die Haut aufbringen, um lokale Kälteschäden zu vermeiden.

C

wie Compression:
Vorsichtiges Anlegen eines Verbandes am betroffenen Gelenk. Der Druck kann Schwellungen und Schmerzen mindern.

Wichtig: Wichtig:

Achten Sie darauf, dass der Verband gut sitzt, aber nicht einschnürt!

H

wie Hochlagern: Lagern Sie das betroffene Gelenk hoch. Der Blutrückfluss zum Herzen wird so gefördert, Schwellungen und Schmerzen nehmen ab.

Wichtig: Wichtig:

Lagern Sie das betroffene Körperteil möglichst über Herzhöhe.

Die Einnahme von Schmerzmitteln (z. B. mit Ibuprofen oder Diclofenac) kann gegebenenfalls hilfreich sein.

Hätten Sie's gewusst

Bei einem Aussenbandriss im Sprunggelenk ist bei nichtoperativer Behandlung die Sportfähigkeit bei 60 bis 90 Prozent aller Patienten nach 12 Wochen wieder auf dem Niveau wie vor der Verletzung einzustufen.

Bei einem Aussenbandriss im Sprunggelenk kann eine nichtoperative Therapie ebenso gute Erfolgsaussichten haben, wie ein operativer Eingriff.

Eine Orthese sollte am besten über einem dünnen Kleidungsstück getragen werden – die Kleidung sollte dabei möglichst keine Falten werfen.

Eine Orthese mit Kompressionswirkung sollte in der Regel nicht nachts getragen werden.

Beim Tragen einer Orthese sollten keine Schmerzen oder Taubheitsgefühle auftreten.

Bei Verdacht auf Bänderriss:
Für genaue Diagnose den Arzt aufsuchen

Nach den eingeleiteten Sofortmassnahmen ist bei Verdacht auf einen Bänderriss unbedingt ein Arzt aufzusuchen. Dieser kann die exakte Diagnose stellen und ermitteln: Ist ein Band gerissen oder sind mehrere Bänder betroffen? Handelt es sich um einen Bänderanriss oder einen Bänderriss? Liegen Begleitverletzungen wie beispielsweise ein Knorpelschaden vor? Darüber hinaus lassen sich andere Verletzungen wie beispielsweise Frakturen ausschliessen.

Zur Diagnostik stehen unterschiedliche Untersuchungsverfahren zur Verfügung, zum Beispiel:

  • Klinische Untersuchung (Tastuntersuchung)
  • Spezielle Belastungs- und Beweglichkeitstests
  • Bildgebende Verfahren (z. B. Röntgen, Ultraschall, CT, MRT)

Basierend auf der exakten Diagnose gilt mit dem behandelnden Arzt zu besprechen, wie die passende Bänderriss-Therapie im individuellen Fall aussieht. Ausschlaggebend sind Schweregrad der Verletzung, Ausprägung der Instabilität, Alter und Gesundheitszustand des Patienten und nicht zuletzt auch möglicherweise bestehende Begleitverletzungen (z. B. Knorpelschaden), die bei einem Bänderriss keine Seltenheit sind.

Therapie-Optionen bei Bänderriss

Konservative Behandlung von Bänderrissen (ohne OP)

Eine Operation ist bei einem Bänderriss nicht grundsätzlich erforderlich – tatsächlich kann die konservative Behandlung in vielen Fällen vergleichbare Ergebnisse erzielen. So wird beispielsweise ein Aussenbandriss am Sprunggelenk standardmässig konservativ behandelt.

Bausteine einer konservativen Behandlung können sein:

  • Bewegliche Gehschiene (Orthese) und bei Bedarf für eine gewisse Zeit Krücken
  • Physiotherapie zur Förderung von Koordination und Muskelaufbau im betroffenen Bereich

Im Allgemeinen liegt der Fokus eher darauf, eine frühe Beweglichkeit zu fördern. Die komplette Ruhigstellung des betroffenen Gelenks erfolgt nur in bestimmten Fällen und über einen möglichst kurzen Zeitraum.

Gut zu wissen:

Bei einer Ruhigstellung des Gelenks zu Beginn der Therapie kann eine Thromboseprophylaxe notwendig sein. Sprechen Sie hierzu mit Ihrem Arzt.

Lesen Sie hier mehr über die Konservative Behandlung eines Bänderrisses.

Operation bei Bänderriss und postoperative Therapie

Insbesondere bei einer stark ausgedehnten Verletzung oder einer deutlichen bzw. anhaltenden Instabilität des Gelenks, kann eine Operation bei einem Bänderriss angezeigt sein. Auch Alter und Gesundheitszustand des Patienten sind ausschlaggebend – junge und aktive Patienten, die schnell wieder in ihre Aktivität zurückkehren möchten, werden mitunter häufiger operiert.

Lesen Sie hier mehr zum Thema Bänderriss: Operation und erfahren Sie auch, was nach der Operation im Rahmen der postoperativen Therapie zu beachten ist.

Bänderriss: Behandlung – häufige Fragen

Wie lange dauert es, bis ein Bänderriss geheilt ist?

Die Heilungsdauer bei einem Bänderriss hängt von verschiedenen Faktoren ab – zum Beispiel davon, ob eines oder mehrere Bänder betroffen sind und ob Begleitverletzungen (z. B. Knorpelschäden) vorliegen. In der Regel ist von einer mehrwöchigen Heilungsdauer auszugehen. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt über den Heilungsverlauf informieren.

Beispiel Aussenbandriss am Sprunggelenk: Eine Orthese sollte bei einer nichtoperativen Therapie in der Regel für einen Zeitraum von mindestens fünf Wochen getragen werden (in Verbindung mit Physiotherapie).1 Wurde operiert, ist die Orthese im Anschluss für mindestens fünf Wochen zu tragen. Danach folgt dann noch Muskelkräftigung und Koordinationsschulung.

Die Sportfähigkeit sollte in diesem Fall nach etwa zehn bis zwölf Wochen wieder hergestellt sein.

Was passiert, wenn ein Bänderriss nicht behandelt wird?

Ein Bänderriss ist immer eine Schwachstelle des Körpers und bleibt meist anfällig für erneute Verletzungen. Eine individuell passende Behandlung kann das Risiko für Folgeverletzungen und Folgeschäden reduzieren. Auch anhaltenden Beschwerden wie zum Beispiel chronische Schmerzen, chronische Instabilität lässt sich auf dieser Weise entgegenwirken.

Wie schnell wachsen gerissene Bänder wieder zusammen?

In der Regel ist bei einem Bänderriss von einem mehrwöchigen Heilungsverlauf auszugehen (ca. 6 bis 12 Wochen). Ob eine konservative Therapie ausreicht oder eine Operation (z. B. Bandnaht, Bandrekonstruktion) notwendig ist, gilt es, mit dem behandelnden Arzt zu klären.

Kann man beim Röntgen einen Bänderriss sehen?

Das Röntgen hat bei Verdacht auf einen Bänderriss vor allem den Zweck, Frakturen (also Knochenbrüche) und andere Begleitverletzungen auszuschliessen. Auch vorbestehende Veränderungen (z. B. veraltete Kapselausrisse) lassen sich so erkennen.

Wird es bei einem Bänderriss immer blau?

Ein Hämatom (Bluterguss) gilt in Verbindung mit Schmerzen, Schwellung und Funktionseinschränkung des Gelenks als typisches Anzeichen für einen Bänderriss. Bei einer Bänderdehnung hingegegen tritt in der Regel kein Bluterguss auf.

Wann darf ich das Gelenk nach einem Bänderriss wieder belasten?

Unmittelbar nach der Verletzung sollte man das Gelenk möglichst hochlegen und nicht belasten.

Bei der Behandlung von einem Bänderriss steht grundsätzlich die „frühfunktionelle Therapie“ im Vordergrund – also frühzeitige Bewegung (Mobilisation) mit Vollbelastung (auch, wenn noch eine Orthese getragen werden muss). Es ist also in der Regel das Ziel, dass das betroffene Gelenk möglichst frühzeitig wieder belastet werden kann. Wann das der Fall ist, ist natürlich immer von der individuellen Verletzung abhängig. Besteht zum Beispiel zu Beginn der Verletzung eine zu starke Schwellung, um eine Orthese anlegen zu können, kann es sinnvoll sein, das betroffene Gelenk zu schonen und kurzzeitig (wenige Tage) komplett ruhigzustellen.

Ziel ist und bleibt es aber, eine solche Ruhigstellung und vollständige Entlastung des Gelenks möglichst kurz zu halten.

Wann beginnt die Physiotherapie nach einem Bänderriss?

Wann eine Physiotherapie bei einem Bänderriss beginnt, hängt unter anderem vom Schweregrad der Verletzung, möglichen Begleitverletzungen sowie von der Art der Therapie ab. Wurde beispielsweise operiert, ist eine gewisse Ruhigstellungszeit zu beachten. Auch bei akuten Entzündungszeichen und Schmerzen wird die Entlastung und Schonung des betroffenen Gelenks empfohlen. Die individuelle Heilungsphase ist also ein entscheidendes Kriterium für den Beginn der Physiotherapie nach einem Bänderriss. Der behandelnde Arzt, ggf. der Operateur und der Physiotherapeut sollten sich hier abstimmen. Im Allgemeinen lässt sich aber sagen: Die Zeit der Schonung sollte möglichst kurz sein, eine frühzeitige Mobilisation gilt bei einem Bänderriss als günstig.

Wie lange muss man eine Schiene bei einem Bänderriss tragen?

Wie lange bei einem Bänderriss eine Orthese getragen werden sollte, hängt von der individuellen Verletzung ab. Bei einem Aussenbandriss im Sprunggelenk wird laut aktueller Leitlinie bei Verzicht auf eine Operation eine Orthese für den Zeitraum von mindestens fünf Wochen empfohlen. Wurde operiert, muss im Anschluss an die Operation wiederum eine Orthese für fünf Wochen tragen.

Wie lange braucht man Krücken bei einem Bänderriss?

In der Regel werden Unterarmgehstützen so lange genutzt, bis eine vollständige Belastung schmerzfrei möglich ist. Sprechen Sie dazu mit Ihrem behandelnden Arzt.

Wie schnell muss man bei einem Bänderriss operieren?

Ob ein Bänderriss operiert werden muss, ist von verschiedenen Faktoren (z. B. Verletzungsgrad, Begleitverletzungen) abhängig. Hier ist ein ausführliches Beratungsgespräch mit dem Arzt wichtig. Zu welchem Zeitpunkt genau operiert wird, ist ebenfalls nicht einheitlich zu beantworten. In bestimmten Fällen ist eine Operation allerdings dringlich und sollte zeitnah durchgeführt werden (z. B. eingeklemmter Meniskus).

Beispiel hinterer Kreuzbandriss: Einen optimalen Operationszeitpunkt zur Operation eines Bänderrisses im Knie gibt es laut Experten nicht.3

Je nach Reizzustand kann die Operation gegebenenfalls innerhalb der ersten Tage nach der Verletzung durchgeführt werden. In der Regel wird abgewartet, bis die akute Entzündungsphase nachlässt, das Kniegelenk voll streckbar und frei beugbar ist.

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1 Leitlinien Unfallchirurgie – neu erarbeitete Leitlinie: AWMF-Nr. 012-022: Frische Aussenbandruptur am Oberen Sprunggelenk; ICD S-93.40, S-93.41, S-93.42, S-93.43

2 Ebd.

3 Quelle: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/012-005l_S1_Vordere_Kreuzbandruptur_2019-02.pdf